Fünf Menschen sindbei dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gestorben. Fünf Menschen, deren Leben ausgelöscht wurde, durch eine brutale rassistisch motivierte und menschenverachtende Tat, die hätte verhindert werden können. Über 200 Menschen wurden verletzt.
Wir sind in Gedanken bei Euch Angehörigen und Freund:innen der Opfer. Wir wünschen Euch die Kraft, die es braucht, um diese unfassbare Tat, diesen unglaublichen Verlust zu betrauern. Wir sind auch in Gedanken bei allen Überlebenden und Menschen, die noch verletzt in Krankenhäusern liegen. Wir wünschen Euch eine schnelle Heilung der körperlichen und psychischen Wunden, die diese Tat hinterlassen hat.
Am Freitag Abend haben wir uns mit unserer Initiative auf einem Weihnachtsmarkt in München getroffen. Auf dem Nachhauseweg erfuhr Gisela Kollmann, die Großmutter von Guiliano Kollmann, als erste von dem Anschlag. Sie war sehr erschrocken, denn sowohl ihre Tochter als auch ihre Enkelinnen haben Stände auf Weihnachtsmärkten. Zwar nicht in Magdeburg, aber die Angst war sofort da.
Schon kurz nach der Tat waren für uns die Parallelen zum Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum offensichtlich. Danke an die vielen engagierten Personen mit Reichweite in den sozialen Medien, die den OEZ-Anschlag in die Debatte eingebracht haben! Martin Bernstein, Journalist der Süddeutschen Zeitung greift dies nun in dem Artikel“Terror in Deutschland: Wie 2016 in München: Zum Magdeburger Anschlag gibt es auffallende Parallelen“ auf.
Der Täter von Magdeburg war selbst muslimisch sozialisiert und hasste Muslime. Er unterstützte die AfD, wegen ihrer Kämpfe gegen Muslime. Antimuslimischer Rassismus war treibend für die Tat. Der Anschlag zeigt die brutale und zerstörerische Auswirkung von der immer wiederholten antimuslimischen Hetze in Politik und Gesellschaft.
Schon kurz nach der Tat in Magdeburg sprach die Polizei von einem Einzeltäter. Später von einem „völlig untypischen Muster“. Diese Feststellung ist falsch. Es ist ein Tat-Muster, das wir vom rechtsterroristischen Anschlag am OEZ am 22.7.2016 kennen. Auch dort hatte ein selbst muslimisch sozialisierter Attentäter mit, unteranderem antimuslimisch-rassistischen Motiven, neun Menschen ermordet. Auch damals wurde das rassistische Motiv verkannt, weil der Täter selbst als „Ausländer“ markiert wurde. Das ist institutioneller Rassismus – und ein typisches Muster in deutschen Ermittlungsbehörden.
Der Magdeburger Täter postete auf X antimuslimisch-rassistische Tweets. Er kündigte seine Tat immerwieder an. Er sympathisierte mit der AfD. Sein Umfeld versuchte die deutschen Behörden vor dem Täter zu warnen. Der Täter bereitete seine Tat vor. Wie kann erneut so schnell von einem „Einzeltäter“ die Rede sein? Wieso wurden die Hinweise auf die Gefährlichkeit des Täters nicht ernstgenommen? Wir fordern die Ermittlungsbehörden auf, eine Bewertung und Einordnung von Taten erst nach umfassenden Ermittlungen zu veröffentlichen. Wir fordern die Polizei auf, rechte und rassistische Tatmotivationen erst dann auszuschließen, wenn durch Ermittlungsergebnisse widerlegbar sind.
Bereits kurz nach der Tat demonstrierten Neonazis in Magdeburg. Sie nutzen den Anschlag für ihre antimuslimische Hetze. Auch für die folgenden Tagen sind rassistische Mobilsierungen angekündigt. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Anschlag für Rassismus instrumentalisiert wird. Denn genau dieser Rassismus hat den Anschlag überhaupt erst möglich gemacht. Wir müssen weiter aufstehen gegen antimuslimisischen Rassismus, gegen jeden Rassismus, Antisemitismus und alle Formen von Menschenverachtung. Wir müssen die Verhältnisse bekämpfen, die solche Anschläge möglich machen. Nicht die Menschen, gegen die sie gerichtet sind. In diesem Land ist Menschlichkeit rar. Wir müssen Menschlichkeit im Miteinander aufbauen!